Deutsche sind ehrlich, Koreaner höflich. Prof. Mihamm Kim-Rauchholz stammt aus Südkorea, sie lebt aber bereits seit etwa 30 Jahren – mit Unterbrechungen durch Aufenthalte in Mikronesien und den USA – in Deutschland. Auch schon als Kind verbrachte sie bereits einige Jahre in Nordrhein-Westfalen. Sie kann ein Lied davon singen, wie es ist, wenn internationale Kulturen aufeinandertreffen. Anschaulich erzählte sie an der Lichtmesskonferenz einige Beispiele aus ihrem eigenen Leben. Selbst bei Christen sei die Kultur weltweit sehr unterschiedlich. Während man in Korea lieber lügt, um nicht unhöflich zu sein, werde in Deutschland lieber sehr unhöflich die Wahrheit gesagt.
In ihren beiden Vorträgen ging es um »Identität als Christen«. Während andere Identitäten, die in Kultur, Religion, Nationalität, Leistung oder Sexualität begründet seien, Menschen voneinander abgrenzten, sei eine »Christusidentität« der Weg zur Freiheit. Identität entfalte ihre Kraft in der Realität, daher sei auch die Grundlage der christlichen Identität ein realer Gott. »Gott ist Realität, nicht ein Produkt unserer Fantasie«. Und dieser Gott sei für Menschen oft ein Ärgernis, wie es in der Bibel oft beschrieben wird. Für seine Zeitgenossen sei der »menschgewordene Gott« Jesus Christus zum Anstoß geworden, ebenso könne es aber auch heutzutage Christen irritieren, wenn Jesus nicht den jeweiligen Vorstellungen entspreche, sondern diese »zertrümmere«.
Prof. Mihamm Kim-Rauchholz gehört zum Leitungsteam der Liebenzeller Mission und konnte dieses Jahr als Hauptrednerin gewonnen werden. Die 53-Jährige ist verheiratet und hat drei Töchter.
Über 220 Teilnehmer verzeichnete die diesjährige Lichtmesskonferenz am vergangenen Sonntag, die 168. Ausgabe der von Gottlieb Heinrich Zeller (1794 bis 1864) im 19. Jahrhundert initiierten Veranstaltung wurde nun nach drei Jahren »im Corona-Modus« wieder als reine Präsenzveranstaltung abgehalten, mit Begegnungspause bei Kaffee und Hefezopf sowie parallel stattfindenden Seminaren und Kinderprogramm. Es gab im Gegensatz zu den Vorjahren keinen Livestream, der Hauptvortrag wird auf dieser Seite zur Verfügung gestellt.
Großes Interesse fanden die 18 Stände der Missionsausstellung, die über verschiedenste christliche Werke und Projekte aus dem Kirchenbezirk und darüber hinaus informierten. In einem der Seminare stellten Stephan Trick und einige junge Leute, die bald einen Freiwilligendienst antreten, das Kurzeinsatzprogramm »Impact« der Liebenzeller Mission vor.
In einem weiteren Seminar informierte Julia Mast über die Jugendsozialarbeit im Nagolder Kernen. Zudem wurde sie zum Abschluss der Konferenz von den Verantwortlichen der »Aktion Hoffnungsland« sowie von Prof. Kim-Rauchholz in ihr Amt als Projektkoordinatorin eingesetzt.
Die Veranstaltung wurde vom Lichtmessposaunenchor unter der Leitung von Walter Großmann musikalisch begleitet. Mit einem »Wort auf den Weg« von Codekan Tobias Geiger ging die traditionsreiche Veranstaltung am Spätnachmittag zu Ende.
Das Erbe von Zeller lebt fort – und auch im Veranstaltungsort, dem Gemeindehaus »Zellerstift«, das auf seine Stiftung zurückgeht und seinen Namen trägt.
Gottlieb Heinrich Zeller wollte einmal im Jahr alle Missionsinteressierten zu einem Austausch versammeln und benutzte dazu den damals arbeitsfreien Lichtmesstag.